-
Erinnerungen
-
von Alois Biniek
-
-
Oktober 1998 Bahnsteig Dillenburg, warten auf die Ankunft meiner Nichte Laura Biniek (12 Jahre alt) nebst Eltern Roswitha und Klaus, sowie des Trainers Helmut Böckmann. Seinerzeit wohnte ich noch in der Nähe von Düsseldorf und nahm die Teilnahme von Laura am Deutschen Kunstturnerinnen Cup in Dillenburg, es war ihr erster Turnwett-kampf auf nationaler Ebene, zum Anlass, die Sportart Kunstturnen kennenzulernen.
-
An diesem Wochenende begegnete ich erstmalig Helmut Böckmann und sollte durch ihn erfahren, wie faszinierend und begeisternd das Turnen sein kann. Die Art und Weise, wie er seine Turnerinnen motivierte und immer wieder anspornte, fand ich über all die vielen Jahre sehr bemerkenswert und trug sicherlich dazu bei, dass ich dem Turnsport bis heute treu geblieben bin.
-
Seit meinem Umzug in meine Geburtsstadt Berlin Ende 2001 war ich nun "ständiger Begleiter" der Turnerinnen-Teams um Helmut Böckmann. Was war für mich so faszinierend am Turnen?
-
Als ambitionierter Laienmusiker war mir sehr gut bewusst, dass man Erfolge in der musikalischen Ausbildung und deren Weiterentwicklung des aktiven Musizierens, nur durch kontinuierliches Üben erreichen kann.
-
Und genau diese Erkenntnis und Philosophie trifft ebenso für das Turnen und die Weiterentwicklung von talentierten Turnerinnen zu. Somit kann auch im Turnen nur durch kontinuierliches Training unter Anleitung eines erfahrenen und kompetenten Trainers dauerhaft eine Leistungssteigerung erreicht werden, die dann durch schöne Erfolge der Turnerinnen sichtbar werden.
-
Diese Fachkompetenz war Helmut Böckmann zu eigen. Seine ruhige und immer sachliche und menschliche Art sein Wissen an seine Turnerinnen zu vermitteln, war exzellent vorbildlich und wurde von Allen sehr geschätzt.
-
Für ihn war es Belohnung und erfüllte ihn mit Stolz, wenn eine seiner Turnerinnen gute Leistungen zeigten, oder gar auf "Treppchen" durften. Dann strahlte er meist genauso heftig und freute sich mit seinen Turnerinnen über die Erfolge.
-
Die Erfolgsbilanz der von Helmut Böckmann trainierten Turnerinnen im TSV Marienfelde" ist schier unendlich um sie alle namentlich zu nennen. An einigen Beispielen möchte ich aber aufzeichnen, welche außergewöhnlichen Erfolge er mit seinen Turnerinnen erzielte. Denn Helmut Böckmann hatte eine Vision: "Das leistungsbezogene Gerätturnen", die er zielorientiert mit Weitblick verfolgte.
-
Für die Mädchen, die gerne an den olympischen Geräten Sprung, Stufenbarren, Balken und Boden turnen, jedoch nicht unter den Bedingungen des Hochleistungssports in den Landes- und Bundeskadern trainieren können, gründete Helmut Böckmann 1995 die Gruppe "Leistungsbezogenes Gerätturnen", damals war er noch beim TSV Marienfelde.
-
Zu dieser Gruppe gehörten u.a. die Turnerinnen Laura Biniek, Franziska Quiel, Syley Manh, Nora Köpcke und Corinna Hanff und entwickelte sich sehr erfolgreich. Im Zeitraum 1998 bis 2004 verbuchten die Turnerinnen, zunächst als Schülerinnen und Jugendliche, dann als Frauen, über 40 Berliner Meistertitel.
-
-
Traditionell wurden die Wettkampf-Wochenenden über viele Jahre mit einem gemeinsamen Besuch in der Trattoria „Colombina“ in Marienfelde beendet. Traditionell aber auch Helmut‘s lobende, aber auch aufmunternde Ansprachen, wenn es dann mal nicht alles so klappte. Traditionell ebenso, dass Helmut seine Turnerinnen dann zum Abendessen einlud und für sich sein Standard-gericht „Pizza Salami“ bestellte.
-
-
Foto: Trattoria „Colombina“, im Mai 1999
-
v.l.n.r. Agnieszka Slowiow, Syley Manh,
-
Franziska Quiel, Cindy Miethke,
-
Helmut Böckmann und Laura Biniek
-
-
Auch bei Wettkämpfen auf Bundesebene bewegen sich die Platzierungen durchweg im Vorderfeld. Ein absolut herausragendes Ergebnis erzielte Laura Biniek mit einem 4. Platz beim Dillenburg Cup 2003. Ein besonderes Erlebnis für Laura Biniek und Corinna Hanff war die Teilnahme am Internationalen TuG Pokal 2003 in Leipzig im Rahmen einer gemeinsam gebildeten Mannschaft Berlin/Bremen.
-
Leider sollte die Gruppe "Leistungsbezogenes Gerätturnen im TSV Marienfelde" nicht mehr weitergeführt werden, sodass Helmut Böckmann nach über 20-jähriger Vereinszugehörigkeit, nach einer kaum wiederholbaren Erfolgsserie seiner Turnerinnen über Jahre hinweg, den TSV Marienfelde mit etwas Wehmut verlässt. Aber seine treuesten Turnerinnen und er haben in der TSG Steglitz bereits einen neuen Verein gefunden, in dem das von sehr harter Arbeit begleitete leistungsbezogene Gerätturnen eine Perspektive hat und weiter entwickelt werden kann.
-
-
Mit der nachfolgenden "Bildergalerie" und weiteren Kurzberichten möchte ich die Erfolge der Turnerinnen um Helmut Böckmann in chronologischer Reihenfolge dokumentieren, die ja Ausdruck seiner überaus erfolgreichen Trainertätigkeit sind und mehr aussagen als viele Worte.
-
-
Dillenburg-Cup 2004